122. Deutscher Ärztetag in Münster

Berufspolitik

Eindrücke vom 122. Deutschen Ärztetag in Münster, der Stadt des westfälischen Friedens

Münster gilt als Stadt, die ihre Geschichte lebendig hält. Die alten Häuser und Kirchen und auch die Flaniermeile auf dem Prinzipalmarkt erzählen vom Mittelalter, dem Bischofssitz, der Hanse sowie den alten Kaufmannsfamilien. Und im historischen Rathaus ist im antiken Friedenssaal noch immer der Geist der damaligen aufwendigen Verhandlungen spürbar. Die beeindruckende Bildergalerie der Verhandler lässt ahnen, wie viele europäische Mächte sich hier auseinandergesetzt haben. Fünf Jahre lang verhandelten sie bis sie im Oktober 1648 den Dreißigjährigen Krieg in Europa mit dem Westfälischen Frieden beenden konnten.

So lange brauchten die 250 Abgeordneten des diesjährigen 122. Deutschen Ärztetages in Münster natürlich nicht, um miteinander zu diskutieren und um Beschlüsse zu treffen. Unsere Abgeordneten aus Rheinland-Pfalz haben ihre Eindrücke von der Ärztetags-Woche zusammengefasst:

San.-Rat Dr. Michael Fink
Der diesjährige 122. Deutsche Ärztetag in Münster wählte Dr. Klaus Reinhardt zum Präsidenten der Bundesärztekammer: Somit steht seit langen Jahren wieder ein Hausarzt an der Spitze der Bundesärztekammer. Mein persönlicher Favorit, der bayerische Hausarzt Dr. Gerald Quitterer, kam dieses Mal leider nicht zum Zuge. Beim nachfolgenden Wahl-Marathon gelangten zwei neue Vize-Präsidentinnen in Amt und Würden, sodass mit zwei weiteren neu gewählten Vorstandsmitgliedern bei der Bundesärztekammer nun in der neuen Legislaturperiode mit frischem Wind an die Arbeit gegangen werden kann.

Der Info-Stand unserer Landesärztekammer war eine außerordentlich gelungene Präsentation für den kommenden 123. Deutschen Ärztetag 2020 in Mainz. Zum Gelingen entscheidend beigetragen hatten die stets super freundlichen, gute Laune verbreitenden und dazu noch hoch motivierten Mitarbeiterinnen unserer Kammer und unserer Akademie.

Die ausgeschenkten und täglich variierenden guten Tröpfchen aus verschiedenen rheinland-pfälzischen Weinanbaugebieten, sowie die kleinen Naschereien erzeugten gute Stimmung bei den Standbesuchern und Vorfreude auf Mainz 2020. Von meiner Seite an dieser Stelle ein riesiges Dankeschön an die Stand-Aktivistinnen.

Was freut mich noch? Ein Beschluss der den MFA-Beruf aufwertet. Mit entsprechend strukturierten Fortbildungs- und Qualifikationsangeboten werden die MFAs zukunftsfest gemacht für immer komplexer werdende Aufgabenstellungen in der Patientenversorgung mit dem Ziel einer differenzierten Arztunterstützung. Die damit einhergehenden Gehaltssteigerungen, sollen durch die Krankenkassen refinanziert werden. Dadurch wird die Wettbewerbsfähigkeit dieses facettenreichen Berufsbildes im Kontext zu anderen Gesundheitsberufen erkennbar gesteigert.

Beeindruckend empfand ich die Begrüßungsrede von Dr. Theo Windhorst, Präsident der gastgebenden Ärztekammer Westfalen-Lippe. Er sprach klare Worte an den Gesetzgeber, insbesondere an den derzeitigen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Die Politik bekam sozusagen den Spiegel vorgehalten. Mit klarer Kante trat er für ärztliche Freiberuflichkeit in Praxis und Klinik sowie den Erhalt ärztlicher Selbstverwaltung ein. Wir brauchen unsere Selbstverwaltung, um unseren ärztlichen Sachverstand weiterhin einbringen zu können: Mit Sicherheit aber benötigen wir keine Auftragsverwaltung von Gesetzgebers Gnaden, die dann nur noch, von oben dirigiert, staatliche Verordnungen umzusetzen hätte.

San.-Rat Dr. Detlef Stiemert
Alle Jahre wieder – so dieses Mal im schönen westfälischen Münster. In der Hoffnung auf einen neuen Westfälischen Frieden wurden die Standpunkte der Bundesregierung und der deutschen Ärzteschaft von Gesundheitsminister Spahn und Bundesärztekammer-Präsident Montgomery vorgetragen. Leider wurde auf die klar formulierten Kritiken von Prof. Montgomery und unserem Vorstandsmitglied und Gastgeber Dr. Windhorst an der Flut und Intension von neuen Gesetzen von Spahn nur sehr begrenzt Stellung genommen. Dem redestarken Minister gelang es, die initiale negative Grundstimmung gegen ihn (untermalt mit Buhrufen) zum Ende seiner Ausführungen in einen anhaltenden Applaus zu überführen. Eine eigentliche Befriedung sah ich aber darin nicht. In kollegialen Gesprächen unter den Delegierten wurde eine fortbestehende Wachsamkeit für die Maßnahmen von Minister Spahn von allen gefordert.

Ich hoffe, dem neu gewählten Vorstand gelingen hierzu wirksame Maßnahmen, um eine Verstaatlichung der Medizin auch weiterhin zu verhindern.

In der Sacharbeit konnten wir mit der Einführung des eLogbuches und dem Themenschwerpunkt „Wenn Arbeit Ärzte krank macht“ wichtige Weichen für die Zukunft stellen. Arbeitsaufwendig vorbereitete Vorschläge für Satzungsänderungen und Geschäftsordnung der Bundesärztekammer wurden leider aus meiner Sicht nicht positiv vom Plenum bestätigt – frustrierend! Zusammenfassend gelang es in Münster, die Programmvorgaben zeitgerecht und harmonisch zu bearbeiten.

Bernd Libeaux
Wie in jedem Jahr bot auch der 122. Deutsche Ärztetag jede Menge Gelegenheit zu Gesprächen und Meinungsaustausch. Auch war wie in den vergangenen Jahren ein sehr guter Zusammenhalt unter den rheinland-pfälzischen Abgeordneten zu spüren.

Obwohl der Ärztetag diesmal ganz stark von der Neuwahl des Präsidenten und des Vorstands der Bundesärztekammer geprägt war (zumal es anders als bei der letzten Wahl vier Kandidaten für die Präsidentschaft gab), waren es auch in Münster prägende Sachthemen, die sich in den Vordergrund schoben. In ungewohnter Klarheit und Deutlichkeit hielten die scheidenden Präsidenten Prof. Montgomery und Dr. Windhorst in der Eröffnungsveranstaltung der Politik den Spiegel vor und kritisierten sehr eindringlich die zunehmenden Versuche, die Freiberuflichkeit und die Selbstverwaltung der Ärzteschaft immer weiter einzuschränken.

Für mich selbst stand – auch wegen meiner eigenen Tätigkeit als Mitarbeitervertreter – das Thema Arztgesundheit („Wenn die Arbeit Ärzte krank macht”) ganz im Vordergrund. In drei Grundsatzreferaten wurde das breite Spektrum dieses Themas aufgearbeitet – vom Arbeitsschutz bis zur eindrucksvollen Darstellung eines Systems zur Suchtprävention bei Ärzten in allen Landesärztekammern. In einem eigenen Redebeitrag konnte und durfte ich dann auch die Bedeutung gesundheitsfördernder und gesunderhaltender Arbeitsbedingungen darstellen. Ich denke, dieses Thema wird und muss uns weiter begleiten, wenn wir wollen, dass möglichst alle Ärzte und Ärztinnen gesund durch das Berufsleben gehen können.

Auch die Darstellung des Sachstands zum elektronischen Logbuch war für mich ein wichtiger Tagesordnungspunkt. Hier gibt es noch zu tun, wenn wir unseren Ansprüchen gerecht werden wollen! Das eLogbuch muss für alle Beteiligten (Weiterzubildende, Weiterbilder und Ärztekammern) deutlich erkennbare Vorteile zum bisherigen Verfahren bieten!

Zu kritisieren gab es diesmal – nichts! Und das ist auch gut so! Und so sollten wir uns freuen auf unser Heimspiel im nächsten Jahr: MZ20 kann kommen!

Dr. Claus Beermann
Auch wenn es ein Wahl-Ärztetag mit einem historischen Ergebnis war, so lief es doch ruhiger ab als seinerzeit 2011 in Kiel. Mit dem Kollegen Reinhardt an der Spitze der deutschen Ärzteschaft ist es nun erstmals ein niedergelassener Kollege, der die Bundesärztekammer führt.

Aus der Perspektive der angestellten Ärzte sind wir gespannt, ob es ihm gelingt, die Interessen der gesamten Ärzteschaft zu einen und dies gegenüber Politik und Gesellschaft zum Ausdruck zu bringen. Im Interesse einer optimalen Patientenversorgung ist es unabdingbar, dass sich die Ärzteschaft einig wird und insbesondere gegenüber den Kassen und den ökonomisch orientierten Playern im Gesundheitswesen einen Gegenpol bildet, der wahrgenommen wird.

Patientenwohl ist auch Arztwohl. Dieser Schwerpunkt des 122. Deutschen Ärztetags war mir der Wichtigste. Angesicht steigender Probleme in der ärztlichen Versorgung (Leistungsverdichtung in Praxis und Klinik, überbordende Bürokratie, fehlende Ärzte auf dem Land etc.) können wir nicht länger die Augen davor verschließen, dass wir als Ärztinnen und Ärzte auch Menschen sind und keine Superhelden. Wir sind neben unseren Patienten auch gegenüber unserer eigenen Gesundheit verpflichtet und vernachlässigen dies viel zu oft.

128. Deutscher Ärztetag in Mainz

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